27.06.2025

Ökumenisches Seminar im Möhler-Institut: „Wieviel Einheit braucht die Kirche?“

Am 20. und 21. Juni 2025 fand im Johann-Adam-Möhler-Institut in Paderborn ein ökumenisches Seminar statt, das sich mit dem Bekenntnis von Nicäa (325) und seiner Bedeutung für die Einheit der Kirche beschäftigte.

Veranstaltet wurde das Seminar in Kooperation zwischen dem Institut für Evangelische Theologie der Universität Paderborn, der Abteilung Theologie und Diakoniewissenschaft der Universität Bielefeld sowie der Theologischen Fakultät Paderborn.

Im Mittelpunkt stand die Frage: „Wieviel Einheit braucht die Kirche?“ – eine Herausforderung, die im ökumenischen Dialog bis heute eine zentrale Rolle spielt. Das vor 1700 Jahren geschriebene Bekenntnis von Nicäa wird von katholischer, orthodoxen und orientalisch-orthodoxen, und evangelischen Kirchen sowie von vielen Freikirchen bis heute anerkannt und in Gottesdiensten gesprochen. Es legt einen wichtigen Grundstein für das Verständnis des christlichen Glaubens dar und betont die zentrale Rolle der Christologie in der Person Jesu Christi und der Dreifaltigkeit.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Katharina von Kellenbach (Ev. Theologie, Universität Paderborn), Prof. Dr. Raphaela Meyer zu Hörste-Bührer (Ev. Theologie, Universität Bielefeld) und Miriam Raschka (Theologische Fakultät, Paderborn) setzten sich die Teilnehmenden mit den zentralen Inhalten des Bekenntnisses auseinander. Die Glaubensaussagen zu Gott Vater, Jesus Christus und dem Heiligen Geist wurden gemeinsam mit den Studierenden theologisch erschlossen und diskutiert.

Einen besonderen Schwerpunkt bildete die Auseinandersetzung mit der konfessionellen Vielfalt heutiger Gottesdienstformen. Die Teilnehmenden reflektierten liturgische Erfahrungen aus ihren je eigenen Traditionen sowie aus einer ihnen je fremden Konfession – darunter evangelische, katholische, freikirchliche und altorientalische Gottesdienste. Letztere Liturgien der koptischen und armenischen Tradition wurden durch einen Beitrag zur syrisch-orthodoxen Theologie und Liturgie in Bezug auf das Nicänum von Johannes Celik ergänzt.

Einen weiteren Höhepunkt des Seminars bildete das szenische Rollenspiel zum Konzil von Nicäa (325). In historischen Rollen – darunter Kaiser Konstantin, der Kirchenhistoriker Eusebius sowie Vertreter der arianischen Lehre und der rechtgläubigen Bischöfe – wurde das Ringen um ein gemeinsames Glaubensbekenntnis lebendig nachvollzogen. Die Studierenden machten die theologischen Spannungen zwischen den arianischen und den nicänischen Positionen anschaulich erfahrbar und vermittelten zugleich ein Gespür für die Tiefe und historische Bedeutung dieses wegweisenden Konzils.

Das Seminar eröffnete Raum für intensiven Austausch und gelebte Ökumene. Es bot den Studierenden die Gelegenheit, ihre eigene Konfession im Dialog mit anderen besser zu verstehen und die in Nicäa bekannte Einheit des Glaubens in der Person Jesu Christi neu zu entdecken – verwurzelt in der lebendigen Beziehung zu Vater und Geist und sichtbar im Reichtum kirchlicher Traditionen. Die beiden Einführungseinheiten wurden digital durchgeführt, die Präsenzveranstaltung fand in den Räumen des Möhler-Instituts statt.

Es bot den Studierenden die Möglichkeit, die eigene Konfession im Dialog mit anderen besser zu verstehen und die Einheit des Glaubens in der Person Jesu Christi neu zu entdecken – ausgehend von der Beziehung zu den göttlichen Personen, Vater und Geist, und im Licht der Vielfalt kirchlicher Traditionen.