Jahrgang 2014-2015
Fahrt nach Taizé
Taize ist etwas anderes, etwas Besonderes. Es ist ein Ort, wo Jugendliche, die vielleicht sehr selten in die Kirche gehen, mit Freude kirchliche Lieder singen. Das war mein erster Eindruck und ich war begeistert.
Wir Stipendiaten waren Anfang August mit Claudia Schwarz und Dr. Johannes Oeldemann in Taizé. Wir haben an allen Aktivitäten dort teilgenommen. Die Bibeleinführung mit Frère Andreas war sehr interessant und für mich ein Vorbild dafür, wie Theologen mit normalen Gläubigen sprechen sollen. Sie war einfach zu verstehen und trotzdem haben die Worte auf mich einen starken Eindruck gemacht.
Nach der Bibeleinführung konnten wir uns in kleinen Gruppen mit anderen jungen Leuten aus verschiedenen Ländern über die Bibelstellen austauschen.
Die Gebete waren für mich etwas Neues. In der Kirche auf dem Boden zu sitzen ist für uns Orthodoxe etwas, woran wir nicht gewöhnt sind. Aber nach eine Woche finde ich das gut, besonders für die Jugendlichen. Zuerst war die Stille in der Kirche zu lang und ich hatte das Gefühl, dass jemand seinen Text oder Lied vergessen hat, aber am Ende der Woche war die Stille-Zeit schnell um. Und es ist immer sehr schön, wenn man so viele junge Stimme in der Kirche hören kann.
Die Brüder der ökumenischen Gemeinschaft waren alle sehr nett und haben uns am Sonntag sogar zum Mittagessen eingeladen. Das war eine gute Möglichkeit, die Brüder besser kennenzulernen und wir haben diese Möglichkeit genutzt. In Gesprächen mit Fr. Richard, Fr. James und Fr. John konnten wir Fragen stellen und haben erfahren, was Taizé für die Kirche und die Ökumene bedeutet.
In der Woche, in der wir in Taizé waren, gab es außerdem ein besonderes Programm für junge Mönche und Nonnen, katholisch, evangelisch und auch orthodox. Daran hatten wir auch Interesse und haben an einigen Vorträgen teilgenommen, zum Beispiel von dem koptischen Bischof Anba Thomas und Äbtissin Iakovi vom Kloster Johannes des Täufers in Akritochori (Griechenland).
Am Sonntag haben wir Cluny besucht. Die kleine Stadt liegt nicht weit entfernt von Taizé. Dort haben wir die Überreste des Klosters besichtigt. Dort war bis zum Wiederaufbau von St. Peter im Vatikan die größte christliche Kirche!
Abends haben wir uns alle zusammen mit einigen Freunden, die wir dort kennenlernen haben, in Oyak unterhalten, gesungen oder Karten gespielt. Einem Stipendiaten aus unserer Gruppe hat es in Taizé so gut gefallen, dass er Anfang August wieder dorthin gefahren ist, mit seiner Familie. Die Erfahrung von Taizé ist mit Worten nicht zu beschreiben. Ich kann nur sagen: geht und seht. :-)
Stefan Jankovic
Besuch der Abtei Niederaltaich
Am ersten Wochenende im Mai waren wir Stipendiaten, begleitet von Dr. Johannes Oeldemann, in Niederaltaich. Diese Ortschaft gehört zum Bundesland Bayern und liegt an der Donau.
Dort gibt es eine sehr spezielle klösterliche Gemeinschaft, so speziell, dass es nur drei Gemeinschaften wie diese auf der ganzen Welt gibt. Die Abtei des hl. Mauritius und des hl. Nikolaus von Niederaltaich feiert in zwei Traditionen die Gottesdienste, sie begehen sie sowohl nach dem römischen als auch dem byzantinischen Ritus, wobei sie zusammenleben als eine Gemeinschaft. Sie nehmen sich durch ihr Gebet und ihr Leben vor, zur Verständigung zwischen den getrennten Christen in Ost und West beizutragen. Deshalb gibt es ein Ökumenisches Institut in der Abtei, das mit einer Kapelle, einer Bibliothek, Gästezimmern und Konferenz- und Arbeitsräumen ausgestattet ist.
Während unseres Aufenthalts haben wir an verschiedenen Gottesdiensten teilgenommen, wie Matutin, Laudes (Morgengebet), Vesper (Abendgebet), Liturgie. Ich war begeistert und erfreut eine byzantinische Vesper und Liturgie auf Deutsch zu sehen und zu hören. Ich fühlte mich, als ob ich in einem Kloster in meinem Heimatland wäre.
Mihail Andreescu
Feier des Gründonnerstag im Michaelskloster Paderborn
Am „Heiligen und Großen Donnerstag“ oder Gründonnerstag gedenken die Kirchen des Letzten Abendmahls und der Fußwaschung durch den Herrn. So wie Christus die Füße der Apostel gewaschen hat, tut der Priester es heute ebenso mit manchen Gläubigen. Wir Stipendiaten nebst Claudia Schwarz nahmen am diesem Donnerstag an der Messe im Michaelskloster teil. Auch mir hat der Priester die Füße gewaschen. Es war sehr ergreifend für mich. Ich fühlte mich gleichzeitig ruhig und entspannt, aber auch angespannt und seltsam. Alle diese bewegenden Gefühle sind so schnell vergangen, dass ich nicht an das, was passierte, als der Priester meine Füße gewaschen hat, denken kann. Es war etwas Besonderes und wenn ich die Möglichkeit hätte, das noch einmal zu erleben, würde ich ohne Frage „Ja“ sagen. Das Ritual der Fußwaschung ist eine Einladung zur Demut und ein Impuls, zu beherzigen, dass niemand wichtiger als ein anderer ist. Durch diese Geste bezieht die Demut nicht nur den Priester ein, sondern auch die Personen, deren Füße gewaschen werden, und auch die Personen, die in der Kirche an dem Gottesdienst teilnehmen.
Mihail Andreescu
Besuch der Alten Synagoge in Essen
An einem Wintertag habe ich mit den anderen Stipendiaten und Claudia Schwarz die Synagoge in Essen besucht. Ich war sehr aufgeregt, weil ich zum ersten Mal eine Synagoge besucht habe. Interessant war für mich der Altar und die Inschrift über dem Tora-Schrein auf Hebräisch: „Wisse vor wem du stehst.“ Ich habe verschiedene jüdische Gegenstände gesehen, zum Beispiel auch die „Kippa“, eine jüdische Mütze. Davon war ich sehr beeindruckt. Wir haben viele Bilder darüber gesehen, wie das Leben in der Synagoge gewesen ist. Interessant war auch, dass in der Synagoge Männer und Frauen getrennt saßen: die Männer unten, die Frauen oben auf dem Balkon. Es war ein besonderer Tag. Ich habe so viel über die jüdische Religion gelernt. Ich freue mich darüber, dass ich die Chance hatte, die Synagoge zu besuchen.
Atanas Aralamov
Besuch der Abtei Königsmünster und des Gemeinsamen Kirchenzentrums in Meschede
Am Sonntag (02.11.2014) wurde hier das Allerheiligen- und Allerseelenfest gefeiert. Bei dieser Gelegenheit war ich mit sechs Kommilitonen, begleitet von Dr. Johannes Oeldemann und Pfarrer Martin Reinert, in Meschede in der Abtei Königsmünster. Das Kloster hat eine beeindruckende Kirche. Sie ist besonders, weil sie einerseits anspruchslos und schön ist und andererseits eine ungewöhnliche Form hat. Wir besuchten die Messe. Was mich dabei sehr berührter war ein Satz, über den alle nachdenken (meditieren) sollten: "Die Toten können nicht mehr sprechen, aber sie haben viel zu sagen."
Nach der Messe trafen wir uns mit Abt Aloysius Althaus und sprachen mit ihm. Er erzählte uns etwas über das Kloster und seine Geschichte. Danach zeigte uns Pater Klaus-Ludger Söbbeler die anderen Gebäude des Klosters. Die ganze Gemeinde war herzlich, nett und warm zu uns. Sie luden uns auch zum Essen ein. Für mich war die ganze Zeit, die ich dort verbracht habe, interessant, entspannend und behaglich.
In Meschede waren wir auch in einem gemeinsamen Kirchenzentrum. Hier erwartete uns ein netter Mann und stellte uns das Gebäude vor. Dieser Ort ist ein ökumenischer Platz, wo evangelische und katholische Kirchengemeinden zusammen leben und arbeiten.
In diesem großen Gebäude besuchten wir die Kapelle, die Küche und das Wohnzimmer. Dort tranken wir einen Kaffee und sprachen über das Gebäude und über das gemeinsame Leben. Für mich war der Bau des Gebäudes interessant. Es wurde von beiden Gemeinden gebaut – halb, halb – und das kann man noch an dem breiten Flur erkennen, in dessen Mitte – wie eine „Grenze“ – längs ein kleiner Spalt im Beton verläuft.
Ich hoffe und ich glaube, dass diese unsichtbare „Barriere“ nur eine optische Grenze bleibt und dass die beiden Kirchengemeinden die ökumenischen Beziehungen verbessern.
Mihail Andreescu
Ökumene in Hamburg
Vom 14. bis 16. November fand die 26. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Ökumenische Forschung (AÖF) statt. Mithilfe des Johann-Adam-Möhler-Instituts nahmen wir Stipendiaten an dieser Tagung teil.
Die AÖF ist ein offenes Forum für alle Interessierten aus Lehre und Forschung im Bereich der Ökumene und Missionswissenschaft. Sie bringt die Studierenden und Forschenden zusammen, die an diesem Thema Interesse zeigen. Außerdem bieten die Jahrestagungen die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, Ideen auszutauschen und eigene Forschungsprojekte zu diskutieren.
Die Konferenz begann am Freitagnachmittag mit der Vorlesung des Professors Dr. Oleh Turi von der Ukrainischen Katholischen Universität in Lemberg. Das Thema war „Die Rolle der Kirchen seit der Sozio-politischen Wende vor 25 Jahren in Europa und ihre aktuellen Herausforderungen“. Obwohl wir den Vortrag wegen unseres Sprachkurses verpassten, hatten wir eine lange Diskusion mit Dr. Turi bei „talks and wein“ über das Leben der Kirche in Ukraine während dieser schwierigen Zeit.
Die erste Vorlesung des nächsten Tages war zum Thema „Ökumenisch-theologische und ethische Überlegungen zum Gerechten Frieden“ von Dr. Uta Andree, geschäftsführende Studienleiterin an der Missionsakademie Hamburg. Danach präsentierten die anderen Teilnehmer ihre Forschungsprojekte. Unserer „vorurteilslosen“ Meinung nach war die Vorlesung unseres Kommilitonen Stefan Barbu am besten.
Die Atmosphäre war freundlich und lustig, aber auch akademisch. Wenn wir nächstes Jahr Zeit haben, fahren wir ganz bestimmt zur 27. Jahrestagung der AÖF.
Stefan Jankovic